Tim Wolf und Lena Remmert arbeiten beide in einem kleinen Textilunternehmen in Oberfranken (Bayern), das Kleidung fair, nachhaltig und vegan produziert. Ihre Erinnerungen daran, wie es war, als sie mit 16 Jahren vor der Frage standen, wie die berufliche Zukunft aussehen soll, sind ähnlich: „Ich war nicht der Typ, der aufgewacht ist und wusste, ich will Feuerwehrmann werden“, sagt Tim. Auch für Lena war die Richtung nicht so klar definiert. „In der neunten Klasse wollte ich noch Reiseverkehrsfrau werden“, sagt sie. Und doch haben beide eine passende duale Ausbildung gefunden. Heute sind sie froh, bei einem Familienunternehmen angekommen zu sein, das zudem noch für Nachhaltigkeit steht und an Veränderungsprozessen für eine klimaneutrale Zukunft mitwirkt. „Wir haben keinen Vorstand, der mit dem Porsche vorfährt, sondern wissen genau, wo unsere Arbeitskraft hinfließt“, fasst Tim die Arbeitsatmosphäre im Betrieb zusammen.
Über Fotografie und Mediengestaltung zu Social Media
Lena wollte direkt nach ihrem Mittlere-Reife-Abschluss eine duale Ausbildung zur Mediengestalterin machen. Doch die meisten Ausbildungsbetriebe verlangten das Abitur, also disponierte sie um und geriet über kleinere Umwege zur dualen Ausbildung als Fotografin. „Für mich war es wichtig, offen zu sein“, erzählt sie. Eine Alternative zur Wunschausbildung zu wählen, war für sie nichts Nachteiliges: „Dass man schrittweise Einblick in die Arbeitswelt erhält, fand ich gut. Und dass man sein erstes Geld verdient, das war natürlich auch ein Anreiz.“ Die Ausbildung zur Mediengestalterin absolvierte sie dann doch noch bei ihrem zweiten Arbeitgeber, einer Werbeagentur. Den Umgang mit spezieller Software – ein Schwerpunkt in der Ausbildung – erlernte sie vor allem beim praktischen Teil im Büro. „Das war „learning by doing. Die Berufsschule war da teilweise fast ein bisschen hinterher“, schmunzelt sie.
Vom Kaufmann im Einzelhandel zum Vertriebsleiter
Draußen sein und Sport machen, gehört zu Tims Lieblingsbeschäftigungen und spielt auch in seinem Beruf eine Rolle. Bei ihm legte die duale Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel den Grundstein für alle weiteren Karriereschritte. Er lernte das wirtschaftliche Denken kennen, setzte sich mit Rechnungswesen und Buchhaltung auseinander. „Wofür arbeite ich? Was muss am Ende stehen oder passieren, damit meine Arbeit von Erfolg gekrönt ist? Das konnte ich direkt in der Praxis anwenden. Das hat mir auch in späteren Berufen geholfen“. Er schloss außerdem eine Fortbildung zum Fachwirt für Textil- und Bekleidungswirtschaft ab, um einen Schwerpunkt im Bereich Mode zu setzen. Tim Wolf fing 2007 bei einer bekannten Snowboardfirma im Customer-Service an und übernahm nach ein paar Jahren die Verkaufsleitung für eine Marke des Unternehmens, wenige Jahre später die Vertriebsleitung. „Das war für mich eine der wichtigsten Stationen: Ich war am richtigen Ort, hatte noch keine familiären Verpflichtungen und konnte mich voll einsetzen.“
Mehr Verantwortung im Medienbereich übernehmen
Auch Lena bildete sich weiter. Als ausgebildete Fotografin und Mediengestalterin war Lena zwar in der Werbeagentur beruflich angekommen, doch nach fünf Jahren kehrte Routine ein und mit ihr wuchs der Wunsch nach einer Änderung. Im Radio erfuhr sie von der Fortbildung zur Fachwirtin für Marketing, was thematisch in ihr neues Interesse weckte. Dadurch haben sich auch ihre Aufgaben erweitert. In ihrem Unternehmen, in dem sie seit 2022 arbeitet, kümmert sie sich größtenteils um Social Media, macht Grafikdesign und zwischendurch auch mal Fotos. „Es ist sehr abwechslungsreich. Ich kann als Teil des Marketingteams an vielen Baustellen mithelfen. Das ist super.“
Mit Leidenschaft im Verkauf
Tim Wolf wollte nach neun Jahren in München zurück nach Oberfranken und fand eine Anstellung in seinem heutigen Unternehmen. Für ihn ist entscheidend, was er verkauft: „Du brauchst für den Verkauf eine gewisse Überzeugung und Leidenschaft für das Produkt, sonst bist du unglaubwürdig“. Seit er selbst Vater geworden ist, sind für Tim Wolf neben seiner Passion für den Board auch nachhaltige und ökologische Aspekte wichtiger geworden. Seine Aufgaben im Unternehmen beschreibt er so: „Bei mir dreht sich einfach viel um Zahlen. Ich bin verantwortlich, dass in die Firma Geld fließt und dementsprechend meine Kolleginnen und Kollegen und ich selbst auch bezahlt werden können. Das ist ein ganz guter Antrieb.“
In flachen Hierarchien eigenverantwortlich arbeiten
Die Arbeitsbereiche von Lena und Tim überschneiden sich nur zum Teil, da Tim vor allem Handelskunden betreut, der Marketingbereich, dem Lena zugeordnet ist, sich aber vor allem an Endkunden ausrichtet. Beide mögen die flachen Hierarchien im Unternehmen. „Das heißt, wir funktionieren eigentlich eigenständig oder besprechen uns in kleinen Teams, um gemeinsam Dinge zu entscheiden und weiterzubringen“, sagt Tim. Lena gefällt diese Art der Zusammenarbeit ebenfalls. Die entscheidenden Kompetenzen hat sie bereits durch ihre duale Ausbildung erlangt. „Ein großer Vorteil war, dass ich in die Arbeitswelt reinschauen konnte und so schon vorbereitet war. Ich hatte immer ganz tolle Ausbilderinnen und Ausbilder, die mir geholfen haben, das Wissen aus der Berufsschule anzuwenden.“ Das Erlernte direkt umzusetzen und Eigenverantwortung zu übernehmen, verlangt Tim auch von seinen Mitarbeitenden: „Ich erwarte schon, dass sie nach dem zweiten oder dritten Mal die Abläufe kennen und die Arbeit selbstständig erledigen.“