Omar Friha begann seine Karriere im Grunde bereits im Alter von sechs Jahren. Sein Vater, der Elektroniker war, überließ ihm drei alte Computer. Er erklärte Omar, wie eine Hauptplatine funktioniert, zeigte ihm einzelne Komponenten und ließ ihn alleine experimentieren: „Bei dem einen PC hatte ich kein Bild, also habe ich die Grafikkarte von dem anderen genommen und dann gings.“ Aus drei defekten PCs stellte er so als kleiner Junge ein funktionierendes Gerät zusammen. Seine Begeisterung für Computer setzte sich fort. Während seine Freunde Computerspiele zockten, gestaltete er mithilfe von QBasic, einer einfachen Programmiersprache, ein simples Frage-Antwort-Spiel und setzte sich immer intensiver mit der Technik auseinander: „Ich wollte Systeme zum Laufen bringen. Als ich von meinem Onkel einen leistungsstärkeren Computer bekam, begann ich neue Programme zu installieren. So bin ich zur IT gekommen.“ Ein Studium war für ihn nie eine Option, denn er hatte bereits mit seinem Realschulabschluss ein klares Ziel vor Augen: „Ich wollte arbeiten, etwas kreieren, etwas erreichen.“
Vom „Frickel-Friha“ zum IT-Unternehmer
Über ein Jahrespraktikum bei einer IT-Firma in Limburg/Weilburg, stieg Omar Friha in die Berufswelt ein. Bereits als Praktikant nahm er Kundentermine wahr, reparierte Computer und war unter dem Spitznamen „Frickel-Friha“ bekannt. „Ich habe mich total engagiert, sodass mir eine duale Berufsausbildung als Fachinformatiker für Systemintegration angeboten wurde.“ Nach seinem Abschluss 2005 arbeitete er zwei Jahre als Systemadministrator bei einer anderen Firma. Doch das Netzwerk – ein Server mit zehn PCs – war ihm zu klein. Er suchte nach neuen Herausforderungen, holte neben seinem Beruf das Abitur nach und entschied sich schließlich dazu, sein eigenes Unternehmen zu gründen. Da war er 24 Jahre alt: „Da ich damals noch keine privaten Verpflichtungen hatte, habe ich gedacht: Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Er startete mit kleineren Aufträgen im privaten Bereich und baute sein Geschäft Stück für Stück aus. „Für mich war das keine große Sache, weil ich gedacht habe: Okay, ich versuche das.“
IT im Wandel
Um sich in der IT-Branche durchzusetzen, spezialisierte sich Omar Friha auf den Bereich Gesundheit und baute dort weiteres Fachwissen auf. Weitere größere Aufträge folgten. Die Aufgaben wurden im Zuge der Digitalisierung, die durch die Pandemie einen weiteren Schub erfahren hat, immer komplexer: So haben viele Firmen in den vergangenen Jahren ihre Arbeitsprozesse umgestellt und Abläufe im Büro oder in der Produktion digitalisiert. Omar Friha und sein Team unterstützen Unternehmen bei der Umsetzung der digitalen Transformation: Sie entwickeln kundenspezifische IT-Systeme, konfigurieren Programme, nehmen die IT- Technik in Betrieb und warten die Systeme. „Die größte Herausforderung heutzutage ist der Schutz vor Angriffen, denn Daten sind das neue Gold. Unsere Aufgabe ist es, ein lauffähiges und vor allem sicheres und performantes System herzustellen.“ IT-Sicherheit stellt einen wichtigen Bereich dar, dessen Rahmen durch die europäische Datenschutzverordnung vorgegeben ist. Diese schreibt vor, dass Unternehmen IT-Sicherheitslösungen einsetzen müssen. Sich in rechtlichen, technischen oder wirtschaftlichen Fragen zu spezialisieren und auf die Änderungen am Markt flexibel zu reagieren, hält Omar Friha für besonders wichtig. Er selber hat sich zum Datenschutzbeauftragten und Ausbilder bei der IHK weiterqualifiziert.
Eigenes Fachpersonal ausbilden
Er ist überzeugt davon, dass sich die IT-Unternehmerlandschaft in den kommenden Jahren weiter verändern und für Fachinformatikerinnen und Fachinformatiker für Systemintegration neue Chancen mit sich bringen wird. Um die Zukunft seines Unternehmens zu sichern, hat sich Omar Friha dafür entschieden, die Sicherung seines Fachkräftenachwuchses selbst in die Hand zu nehmen: „Ich habe von Anfang an auf die duale Ausbildung gesetzt. Der Großteil unserer Angestellten sind ehemalige Azubis.“ Er ist ohnehin ein starker Befürworter der dualen Berufsausbildung: „Betrieb und Berufsschule sind zwei sehr unterschiedliche Bereiche. Der große Vorteil einer dualen Ausbildung besteht darin, dass die Schülerinnen und Schüler beide Bereiche kennenlernen.“ Die duale Berufsausbildung zur Fachinformatikerin bzw. zum Fachinformatiker für Systemintegration sei komplex und setze ein umfassendes technisches Verständnis voraus. Gute Kenntnisse in Mathematik, logisches Denken und sorgfältiges Arbeiten gehören ebenfalls dazu. Und der Wille, sich weiter zu bilden. Friha ist überzeugt: „Die Azubis, die was erreichen wollen, sind diejenigen, die später erfolgreich sind.“
Visionen des Teams umsetzen
Omar Friha hat seine persönlichen Ziele erreicht. Sein Unternehmen basiert auf flachen Hierarchien: „Ich bin nicht maximal umsatzgetrieben, mir geht es auch darum, dass die Leute Spaß haben. Denn dann arbeiten sie gut, die Kunden sind zufrieden und der Umsatz ergibt sich von selbst.“ Neue Wege zu gehen und sich dabei auf das eigene Wissen und die persönlichen Erfahrungen zu verlassen, zieht sich wie ein roter Faden durch seine Berufskarriere in der IT-Branche. Auch jungen Leuten rät er, mehr Eigeninitiative zu zeigen und es zu wagen, etwas auszuprobieren: „Ich kann zwar auf die Nase fallen, aber ich kann nichts verlieren. Entweder ich habe Erfolg oder ich lerne was.“ Eine Devise, die Omar Friha bei seinem beruflichen Weg von der dualen Berufsausbildung zum IT-Unternehmer begleitet hat.