Als Kind wollte er Ingenieur werden, als Praktikant arbeitete er im Kindergarten, sein Fachabitur erwarb er mit dem Schwerpunkt Grafikdesign, doch auf seinen jetzigen Beruf stieß er während der Recherche nach Ausbildungsplätzen: Jonathan Tudyka absolviert eine duale Ausbildung zum Kaufmann im E-Commerce bei dem Unternehmen dm drogerie-markt. „Mich fasziniert am meisten die Vielfalt der Aufgabenbereiche“, schwärmt er über den Onlinehandel. Die Entscheidung für den erst seit 2018 existierenden dualen Ausbildungsberuf fiel aufgrund seines großen Interesses an digitalen und insbesondere sozialen Medien. Der Badener ist fasziniert von den Möglichkeiten des Internets, die heutigen Generationen große Freiheit verschaffen: Während die Bevölkerung früher beispielsweise auf das Radio, die Zeitung und das Fernsehen als Nachrichtenquelle angewiesen war, können Internet-Nutzerinnen und -Nutzer jetzt explizit nach den Informationen schauen, die sie interessieren. Aber auch die Verkaufspsychologie im digitalen Bereich sowie die Funktionsweise sozialer Medien findet er spannend. „Ich zähle mich zur Generation, die mit YouTube aufgewachsen ist“, erklärt Jonathan Tudyka. Doch sein Ausbildungsberuf vereint nicht nur seine Interessen, sondern bietet ihm spannende Karriereperspektiven.
Was macht ein Kaufmann bzw. eine Kauffrau im E-Commerce?
Auszubildende zu Kaufleuten im E-Commerce lernen die vielfältigen Bereiche der Digitalität kennen: von der Informatik und Gestaltung des Onlineauftritts über die Medienbeobachtung bis zur Frage, wie Werbung im Internet gemacht wird. „Wenn mich jemand fragt, was mein Job ist, sage ich immer: Ich bin ein digitaler Allrounder. Ich weiß zu allem relativ viel, kann mich aber auch auf eine Sache spezialisieren.“
Um die Fülle der vielfältigen Tätigkeiten abzudecken und möglichst viele Bereiche kennenzulernen, ist die Ausbildungszeit in Jonathan Tudykas Unternehmen als eine Art „Wanderschaft“ aufgebaut. In seinem sogenannten Heimatteam arbeitet er im Omnichannel Retailing, sprich dem digitalen Bereich, des Kindertextilsortiments. Der Auszubildende fokussiert sich unter anderem auf Marktanalysen sowie die Erstellung von Präsentationen und Analysen zu Verkaufszahlen. Ein halbes Jahr verbrachte er im separaten E-Commerce-Team und unterstützte insbesondere die Arbeit an der Unternehmens-App. Dafür testete er ihre Stärken und Schwachstellen und erstellte Marktanalysen, um die eigene Anwendung mit anderen Apps auf dem Markt zu vergleichen. Andere Sortiment-Teams sowie die Finanz- und Controlling-Abteilung bilden weitere Stationen der „Wanderschaft“. Im letzten Jahr der Ausbildung liegt der Schwerpunkt auf einer Station beim IT-Tochterunternehmen. „Hier lerne ich, wie die Informatik des Unternehmens aufgebaut ist und wie die App funktioniert, um den Hintergrund zu verstehen und zu erkennen, was überhaupt im Bereich des Möglichen ist“, erklärt Jonathan Tudyka den Nutzen dieser Kenntnisse für den E-Commerce.
Ein junger Ausbildungsberuf mit Zukunft
Das im Unternehmen erlernte Wissen spiegelt sich auch in der Berufsschule wider. Ein großer Bestandteil des Unterrichts besteht aus verschiedenen Bereichen der Betriebswirtschaftslehre, die sich – aufgeteilt in Lernfelder – über die drei Berufsschuljahre erstrecken. Zwei Tage pro Woche verbringt Jonathan Tudyka mit den anderen auszubildenden Kaufleuten im E-Commerce aus der Region in der Berufsschule. In einigen Schulfächern wird er zudem mit angehenden Groß- und Einzelhandelskaufleuten unterrichtet. Der Austausch mit anderen Auszubildenden und Lehrkräften hilft, unterschiedliche Aufgabenspektren und Prozesse des Ausbildungsberufs zu verstehen. „Unsere Lehrkräfte haben schon oft gefragt: ,Was macht ihr eigentlich im Betrieb, wie funktioniert das bei euch?‘“, erzählt der Karlsruher.
Welche Voraussetzungen sollten Interessierte für die duale Ausbildung im E-Commerce erfüllen?
Interesse an digitalen Medien ist Grundvoraussetzung. Die Bereitschaft, diese weitergestalten und weiterdenken zu wollen, sei laut Jonathan Tudyka essenziell: „Man sollte Interesse an der Zukunft haben, um zu sehen, wie sich das Ganze weiterentwickelt, und immer versuchen, alles besser und für die Kundinnen und Kunden leichter machen zu wollen.“ Ein Gespür, das Einkaufserlebnis für andere Personen mitzudenken und entsprechend zu schaffen, sei ein nicht zu unterschätzender Aspekt des Berufs. Daher findet der Auszubildende den verständnisvollen Umgang mit weniger digital affinen Menschen wichtig. Darüber hinaus empfiehlt er auch ein grundsätzliches Interesse an Zahlen. Ebenfalls nützlich seien kommunikative Fähigkeiten, da Kaufleute im E-Commerce mit vielen Kolleginnen und Kollegen im Austausch stehen und zudem mit Unternehmenskunden oder Lieferanten Gespräche führen. Jonathan Tudyka ist begeistert von seiner dualen Berufsausbildung: Als sein Wunschunternehmen ihm für den Ausbildungsplatz zusagte, „war das wie ein kleiner Traum, der wahr wurde.“